2021-07-08 | Energiewende Heilbronn: Neue Risse im Rost-Reaktor • Neckarwestheim II muss vom Netz!

Newsletter vom 08.07.2021 im Newsletter-Archiv des Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn

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  • Neue Risse im Rost-Reaktor - Neckarwestheim II muss vom Netz!
  • Pressemitteilung von .ausgestrahlt
  • Pressemitteilung von unserem Dachverband BBMN
  • Energiewende-Treffen

Hallo,

vor wenigen Stunden kam die Bestätigung aus dem Umweltministerium in Stutgart: Wieder wurden neue Risse im Rost-Reaktor Neckarwestheim II gefunden! Wir haben bereits am Wochendende protestiert und aktuell zwei Pressemitteilungen verschickt.

Unsere Vorwürfe wurden inzwischen auch von den vom Umweltministerium beauftragten Gutachtern bestätigt. Die neue grüne Umweltministerin Thekla Walker muss endlich handeln!

Die EnBW hat aktuell das gemeldete Revisionsende bei der Strombörse auf morgen früh 9 Uhr vorgezogen.

Photovoltaik-Anlage auf Rathaus

„AKUTE GAU-GEFAHR“ stand am Sonntag, 4.7.21, in großen atomgelben Buchstaben vor
dem AKW in Neckarwestheim. (Fotograf: Julian Rettig)


Gemeinsame Pressemitteilung von .ausgestrahlt und BBMN

Rissgefahr im AKW Neckarwestheim weiter akut

08.07.2021

Neue Rissfunde belegen: Korrosionen schreiten weiter fort / Rohrbrüche aufgrund der Risse auch nach Ansicht der Sachverständigen des Umweltministeriums nicht ausgeschlossen / Wiederanfahren des Reaktors unverantwortlich und illegal

Zur heutigen Mitteilung des Umweltministeriums Baden-Württemberg zu den neuen Rissfunden im AKW Neckarwestheim-2 erklären Armin Simon von .ausgestrahlt und Franz Wagner vom BBMN:

„Die erneuten Rissfunde belegen, dass im AKW Neckarwestheim-2 weiterhin korrosive Bedingungen vorherrschen. Der Schadensmechanismus, der bereits zu mehr als 300 zum Teil gefährlich tiefen Rissen geführt hat, ist weiterhin aktiv: Es haben sich sogar zweieinhalb mal so viele Risse gebildet wie noch im Jahr zuvor. Auch Gutachter des Umweltministeriums haben inzwischen eingeräumt, dass Geschwindigkeit und Form, in der die Risse in Neckarwestheim wachsen, nicht vorhersehbar sind und dass – anders als das Umweltministerium behauptet – auch kein Nachweis vorliegt, der den Bruch von Reaktor-Rohren aufgrund unbemerkt wachsender Risse sicher ausschließt.* Im AKW Neckarwestheim-2 besteht somit weiterhin die akute Gefahr, dass Rohre des Reaktorkreislaufs bersten, was ein schwerer Störfall ist.

Diese Gefahr besteht unabhängig davon, ob aktuell wenige flache oder viele tiefe Risse entdeckt wurden – entscheidend sind die korrosiven Bedingungen. Diese haben in Neckarwestheim bereits mehrere Hundert Risse plus Lochfraß an vielen Dutzend Stellen verursacht. Ganz offensichtlich handelt es sich also um einen systematischen Fehler. Lässt die Atomaufsicht den Reaktor in diesem Zustand ans Netz, nimmt sie einen schweren Störfall weiter billigend in Kauf. Das ist absolut unverantwortlich und zudem illegal. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) muss die eklatante Missachtung der Vorschriften und Sicherheitsnormen in Neckarwestheim endlich beenden.

Mit dem Hinweis, es habe bisher keine Leckagen gegeben, führt das Ministerium die Öffentlichkeit absichtlich in die Irre. Denn auch das Ministerium weiß, dass rissige Rohre bereits bersten können, bevor es zu einem Leck kommt – darin liegt ja gerade die besondere Gefahr.

Auch die Behauptung des Umweltministeriums, man habe für die bislang tiefsten entdeckten Risse 2018 ‘nachgewiesen, dass selbst beim Auftreten eines (zu unterstellenden) Störfalls alle Dampferzeugerheizrohre den Belastungen standgehalten hätten‘, ist nachweislich falsch. Nach .ausgestrahlt vorliegenden Unterlagen haben EnBW und das Ministerium die damals gemessenen Risse vielmehr ‚über den gesamten Rohrumfang gemittelt‘ und somit unzulässig flachgerechnet. Das missachtet nicht nur die Vorgaben des Kerntechnischen Regelwerks, sondern sogar die Gesetze der Physik. Der angebliche ‚Nachweis‘ ist somit nichtig.

Die Gefahr in Neckarwestheim ist erst dann beseitigt, wenn der Schadensmechanismus sicher gestoppt und der systematische Fehler behoben ist. Dafür müssen die korrosiven Bedingungen in den Dampferzeugern des AKW restlos beseitigt werden. Dies kann etwa über einen Austausch der Dampferzeuger geschehen. Bis dahin muss der Reaktor ohne Wenn und Aber vom Netz bleiben.“

*Zitat aus dem im Auftrag des Umweltministeriums erstellten Gutachten des Physikerbüros Bremen vom 31.03.2021, S. 18: „… ist aus unserer Sicht ein diesbezüglicher mit der erforderlichen Aussagesicherheit versehener Nachweis nicht möglich. Hintergrund ist, dass sich der exakte räumliche Schadensfortschritt durch SpRK (Spannungsrisskorrosion) unter den jeweils lokal vorherrschenden Bedingungen nicht zuverlässig rechnerisch voraussagen lässt.“


Pressemitteilung vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN)

GKN II jetzt für immer abschalten!
Weiterhin akute Super-GAU-Gefahr
EnBW will AKW Neckarwestheim II morgen wieder anfahren

08.07.2021

Noch hat sich das baden-württembergische Umweltministerium nicht geäußert, aber der Plan der EnBW, die aktuelle Jahresrevision des Atomkraftwerks in Neckarwestheim morgen schon vorzeitig abzuschließen, gibt ein deutliches Signal, dass EnBW und Ministerium erneut die Gefahr ignorieren. Umweltschützer/-innen fordern: Das AKW Neckarwestheim II darf nach der „Revision“ nicht wieder starten!

Das Umweltministerium hat immer noch nichts verstanden. Das Komplettversagen der Atomaufsicht geht weiter!

Nicht etwa eine genaue Anzahl gefundener Risse und anderer Korrosionsstellen legt fest, ob der Reaktor in zulässigem Zustand ist, sondern ob wieder ein ordnungsgemäßer Zustand der Dampferzeuger hergestellt ist. Flicken und Verstopfen hilft nicht, so lange die dicken Rostbeläge, die Spannungsprobleme, die Kondensatorlecks und die angegriffenen Heizrohre vorhanden sind und damit jederzeit weiteres unkontrolliertes Risswachstum bis zum Bersten von Rohren möglich ist.

Die korrosiven Prozesse im Reaktor lassen sich höchstens bremsen, aber nicht stoppen, so lange die Dampferzeuger und die Kondensatoren nicht ausgetauscht sind. Somit besteht weiterhin ein unzulässiger Dauerstörfall der Stufe INES 2.

Aus unserer Akteneinsicht in Unterlagen des Umweltministeriums wissen wir, dass neben den gravierenden technischen Problemen des Reaktors auch menschlich/organisatorische Fehler zu der gefährlichen Korrosion beigetragen haben, und dass die Korrosion ebenso aus organisatorischem Versagen der EnBW erst zu spät entdeckt und erst noch später auch nur im Ansatz verstanden wurde.

Offenbar ebenfalls organisatorisch-menschliches Versagen der EnBW steht hinter der fortbestehenden Fehleinschätzung, man könne die Korrosion beherrschen und den geschädigten Reaktor noch irgendwie über die weitere Laufzeit schleppen. Ebenso unverzeihlich ist, dass die EnBW einen Teil ihrer Abschätzungen zu den Korrosionsursachen aus dem Jahr 2017 bis 2019 vor der Atomaufsicht geheim gehalten hat.

Nun ist aber die Aufgabe der Atomaufsicht, neben der technischen Situation ebenso Management, Betriebsführung und Fehlerkultur des AKW-Betreibers zu analysieren und auch auf diesen Ebenen ein Versagen zu verhindern.

Das Gegenteil ist im Stuttgarter Umweltministerium der Fall.

Eine erste Aufarbeitung der menschlich/organisatorischen Fehler der EnBW geschah erst 2019 in Folge unsere wiederholten Kritik. Allerdings ließ man es offenbar im Wesentlichen dabei bewenden, die Fehler aufzulisten und auf eine weitergehende Analyse zu verzichten, weil es ja Vorgänge aus der Vergangenheit seien.

Offene Frage:
Wie lässt sich dieses strategische Wegsehen der Atomaufsicht erklären?

Aus dem Unterlagen geht ebenso hervor, dass die vom Ministerium hinzugezogenen Gutachter 2019 zunächst durchaus sehr kritische Fragen an die EnBW stellten. Umso unerklärlicher sind die
Persilscheine, die von diesen Gutachtern seither für den weiteren AKW-Betrieb ausgestellt wurde.

Und warum hat das Umweltministerium in allem Mitteilungen und Berichten zum Problem der Spannungsrisskorrosion, auch im Ablehnungsbescheid zu unserem Stilllegungsantrag von 2020, die menschlich/organisatorischen Fehler der EnBW und die (ungenügenden) Aufarbeitungsversuche dazu verschwiegen?

Es sieht so aus, als würde das Umweltministerium auch unter neuer Leitung nicht aus seiner riskanten Kumpanei mit der EnBW herausfinden.

„Kann es sein, dass die Atomaufsicht zum 5. Mal ein beschädigtes AKW wieder starten lässt, obwohl dieses längst die Vorschriften nicht mehr erfüllt? Wozu gibt es eine Atomaufsicht, wenn diese aktiv wegschaut?“ fragt F. Wagner vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN), und ergänzt: „jetzt sind Ministerin Walker und Ministerpräsident Kretschmann gefordert, das gefährliche Wiederanfahren des Atomkraftwerks zustoppen!“

Wir haben wiederholt belegt, dass die EnBW bei mindestens 4 Rohren in den Berechnungen getrickst hat und dass das Ministerium seine behaupteten Nachweise „Leck vor Bruch“ und „Integrität“ nicht liefern kann.

Sollten ein oder mehrere Rohre bersten, sind Schäden bis zum Super-GAU möglich. Es ist fatal und
unverantwortlich, dass hier einfach auf Zeit gespielt wird.

Gegen die Untätigkeit der Atomaufsicht haben wir zusammen mit dem Bündnis .ausgestrahlt beim
Verwaltungsgerichtshof Mannheim Klage plus Eilantrag eingelegt.

„Würde das Rost-AKWs noch vor der Entscheidung des Gerichts wieder angefahren werden, käme dies einem skandalösen Blindflug gleich, zumal noch dazu der Anfahrvorgang einen besonders kritischen Ablauf darstellt“, fasst Wagner die Brisanz der aktuellen Situation zusammen.


Die Presse berichtet über die neuen Risse:


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Daniel vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn