10-04-14 - Hst - Region Heilbronn - Freie Energie für alle

Der Regisseur Carl-A. Fechner will mit seinem Dokumentarfilm eine neue Revolution vorantreiben

Der Dokumentarfilm „Die 4. Revolution“ startet am Donnerstag, 15. April, auch im Heilbronner Arthaus-Kino. Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn begleitet den Film mit Aktionen, Vorträgen und Ausstellungen. Reto Bosch hat mit dem Regisseur Carl-A. Fechner über die Hintergründe des Films gesprochen.

Herr Fechner, Ihr Film trägt den Titel „Die 4. Revolution“. Was genau ist damit gemeint?

Carl-A. Fechner: Vor uns liegt im Energiebereich ein gewaltiger Wandel, der die ganze Welt und alle Lebensbereiche betrifft. Wenn bis 2040 der gesamte Energiebedarf aus regenerativen Quellen gedeckt werden kann, ist das nichts anderes als eine Revolution – die allen zugute kommt. Der Weg dahin wird kein kriegerischer sein, es wird aber Auseinandersetzungen geben.

Warum sprechen Sie von der vierten Revolution?

Fechner: Die Wissenschaft geht bislang von drei Revolutionen aus: die landwirtschaftliche, die industrielle und die informationstechnologische.

Der Film plädiert für eine Dezentralisierung der Energieversorgung. Viele lokale Energiequellen statt einiger weniger Konzerne. Warum?

Fechner: Die Vorteile liegen in vielen Bereichen. Der größte ist Gerechtigkeit. Solange zwei Milliarden Menschen gar keinen Zugang zu elektrischer Energie haben, kann das nur ungerecht sein. Und Gerechtigkeit schafft Frieden. Erneuerbare Energien schonen die Umwelt und tragen langfristig zur Lebensqualität bei. Wenn wir in den Industrieländern die bestehenden Strukturen aufbrechen und die Verantwortung für die Energieversorgung wieder den Menschen und kleinen Unternehmen übertragen, schaffen wir ein anderes Bewusstsein für die Themen Umwelt und Effizienz.

Wie wollen Sie das erreichen?

Fechner: Der Film setzt auf eine demokratische Mobilisierung. Er appelliert an die Menschen und zeigt ihnen, welche Möglichkeiten sie haben. Den Bürgern wird es zu blöd, eine veraltete Technik zu nutzen, die umweltschädlich ist und sie abhängig macht von großen Konzernen.

Sie haben für den Film weltweit zehn beispielhafte Projekte ausgesucht und stellen diese vor. Wie sahen die Kriterien für Ihre Auswahl aus?

Fechner: Energieautonomie ist zunächst ein sehr abstrakter Begriff. Wir haben ihn zerlegt und in verschiedene Themen wie Mobilität oder Architektur gegliedert. Dann ging es darum, diese Begriffe mit Menschen zu besetzen, die ihre Projekte nicht nur betreiben, sondern leben.

Welches dieser Projekte hat sie am meisten beeindruckt?

Fechner: Am meisten beeindruckt hat mich Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad Yunus. Er verteilt seit 30 Jahren Mikrokredite an arme Menschen. Bemerkenswert ist, dass diese Revolution sehr weiblich ist. Frauen nehmen wahr, dass sie auf dem Energiesektor Veränderungen anstoßen können. Das löst dann einen Emanzipationsprozess aus.

Wie erreicht ihre Botschaft: „Erneuerbare Energie für alle“ die Menschen außerhalb der Kinosäle?

Fechner: Die Botschaft erreicht über die Medien sehr viele Menschen. Das erleben wir jetzt. Und die Leute, die sich den Film anschauen, kommen sehr ermutigt aus dem Kino. Das Gefühl „Man sollte mal etwas tun“ geht in Handeln über.

Der Film positioniert sich sehr klar. Das muss Widerspruch auslösen.

Fechner: Ja. Es gibt natürlich auch Verlierer. Aber das ist eine kleine Gruppe. Es sind die, die die Macht haben und über ihre Lobby großen Einfluss ausüben.

In wie vielen Kinosälen läuft der Film?

Fechner: Er läuft seit drei Wochen in 54 Kinos, dazu kommen jetzt weitere 50 Häuser. Die Säle sind durchschnittlich gefüllt. Der Film wird noch viele Monate laufen und weit mehr als 100 Städte erreichen, auch im Ausland. Sogar Michael Moore hat ihn angefordert. Starke Resonanz kommt von Schulklassen – und das wird noch zunehmen.

Wie hoch sind die Produktionskosten des Films?

Fechner: 1,3 Millionen Euro. Finanziert wurde der Film über Sponsoren, die aber keinerlei Einfluss genommen haben.

Info

Die Premiere beginnt am Donnerstag, 15. April, um 20 Uhr im Heilbronner Arthaus-Kino. Vorgesehen sind Infostände und Publikumsgespräche. Die Moderation übernimmt Gottfried May-Stürmer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Heilbronn-Franken.

Bildunterzeile 1: Carl-A. Fechner (Foto: privat)

Bildunterzeile 2: Vision des Films: Neue Energieformen wie die Windkraft sollen fossile Quellen und Atomkraftwerke ablösen. (Foto: dpa)

14.04.2010 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Reto Bosch