10-04-17 - Hst - Kultur regional - Wider die Gedankenlosigkeit

Heilbronn Dokumentarfilm „Die 4. Revolution“ propagiert eine Energiewende

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Von Michaela Adick

Was für ein Sportwagen. Rassig steht er vor den Universum Arthaus-Kinos. Tesla heißt der in Kalifornien produzierte Roadster. Das Auto hat es in mancherlei Hinsicht in sich. Tief im Kofferraum versteckt liegt seine Nabelschnur zur Welt: ein Elektrokabel.

Tesla ist einer der Protagonisten im Dokumentarfilm „Die 4. Revolution“ von Carl-A. Fechner, der nun, tatkräftig unterstützt vom Heilbronner Aktionsbündnis Energiewende, einem losen Zusammenschluss von etwa 20 Aktiven aus der grünen Ecke, in Heilbronn angelaufen ist. Um Energie geht es, in der am Ende nicht weniger als eine neue Weltgemeinschaft stehen soll, in der die unkomplizierte Energieversorgung für alle gewährleistet ist: Eine Energieversorgung , die sich ganz und gar aus erneuerbaren, lokalen Quellen speist. Frei nach dem Gedanken denke global, handle lokal und entmachte dabei die Energiekartelle.

Herkulesaufgabe Ist das nun eine Utopie? Ein Traum? Die Zukunft? Auf jeden Fall eine Herkulesaufgabe, hat doch heute jeder dritte Erdenbürger überhaupt keinen Zugang zu Energie, bringt das Wirtschaftswunderland China jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz, um seinen Heißhunger auf Energie zu befriedigen. Auf eine Weltreise von Dänemark, Kalifornien bis in den Mali und Südostasien nimmt Carl-A. Fechner sein Publikum in seinem höchst suggestiven Film mit, der nicht den Unbelehrbaren überzeugen, sondern den Aktivisten in seinem Tun bestätigen will. Ein Mutmacherfilm also. Ein Jetzt-erst-recht-Film.

Zehn exemplarisch ausgewählte Projekte stellt Fechner in seiner Dokumentation vor, die frei nach dem Sachbuch „Energieautonomie“ von Hermann Scheer entstanden ist, dem SPD-Politiker und Träger des Alternativen Nobelpreises. Immer dabei in vorderster Reihe: Überzeugungstäter und Mahner Hermann Scheer. Sorgenvoll schreitet er durch den Bundestag, sorgenvoll reist er durch halbe die Welt. Ein Jet-Setter für die gute Sache. Doch die gute Sache hat viele Gesichter: Fechner präsentiert Veteranen wie den Dänen Preben Maegaard, einen Pionier der Windenergie, wie einen jungenhaften Elon Musk, der den Tesla entwickelt hat und von Elektro-Flugzeugen träumt.

Freund-Feind-Schema Er lässt Matthias Willenbacher zu Wort kommen, Vorstand der juwi in Leipzig, einem der Vorreiter der Solarenergie, die den Film mit 500 000 Euro gesponsert hat. Lose erzählt Fechner seine kleinen Geschichten, denen ein klein wenig weniger Werbe-Ästhetik gut getan hätte.

Weshalb platziert er Bianca-Jagger, auch sie Trägerin des Alternativen Nobelpreises, dekorativ vor dem brasilianischen Regenwald? Weshalb vertraut er blind auf das Freund-Feind-Schema? Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energie-Agentur in Paris, muss die Rolle des Chefbösewichts spielen.

Gottfried May-Stürmer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands, versucht ein Publikumsgespräch, das in einer etwas unglücklichen Vorstellungsrunde versandet. Doch es tut sich was in der Region: Lokale Gruppen haben sich formiert, Energie-Genossenschaften gegründet. Der Graswurzel-Gedanke ist wiederbelebt.

Hintergrund

Technische Revolutionen hat es viele gegeben in der Menschheitsgeschichte, angefangen von der neolithischen Revolution, dem Übergang von den Jägern und Sammlern zu Ackerbau und Viehzucht. Nach der industriellen Revolution im beginnenden 19. Jahrhundert und der digitalen Revolution in den 80er Jahren, spricht man nun von einer neuen, vierten Öko-Revolution: Der möglichen Abdeckung des gesamten Energiebedarfs durch regenerative Energien. mia

Bildunterzeile: Eine neue (Öko-)Revolution braucht das Land: Martina Knoll (Aktionsbündnis Energiewende), Gottfried May-Stürmer (BUND) und Georg Duciewicz von den Naturfreunden Heilbronn (von links).

17.04.2010 - Heilbronner Stimme - Kultur regional - Michaela Adick