2018-10-31 | Energiewende Heilbronn: Flicken bis zum SuperGAU • 1.12.: Bus zur Klima-Kohle-Demo in Köln

Newsletter vom 31.10.2018 im Newsletter-Archiv des Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn

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Hallo,

nächste Woche soll der Schrottreaktor in Neckarwestheim wieder angefahren werden - dabei konnten weder EnBW noch die Atomaufsicht bisher sagen, wann diese Risse entstanden und wie schnell sie gewachsen sind.

Sie können deshalb auch nicht ausschließen, dass in den kommenden Monaten neue Risse entstehen und gefährlich wachsen. Umweltminister Untersteller darf ein AKW mit solchen Materialproblemen nicht wieder ans Netz lassen!

Mit mehreren Aktion sind wir aktuell dagegen aktiv.

Auch der Klimaschutz duldet keinen Aufschub. Da die Kohle-Kommission aktuell über den Kohle-Ausstieg verhandelt, die Bundesregierung die Beschleunigung der Energiewende weiter verschleppt und im Dezember der Weltklimagipfel in Polen stattfindet findet am 1.12. eine Doppeldemo in Berlin und Köln statt. Wir organisieren einen Bus aus Heilbronn.


„Wir flicken bis zum Super-GAU – EnBW“ war am Donnerstag in großen Lettern auf der Reaktorkuppel des AKW Neckarwestheim 2 zu lesen. .ausgestrahlt hat gemeinsam mit Aktiven von uns und den anderen Anti-Atom-Iniativen aus der Region diese Aktion gestartet.

Wir flicken bis zum SuperGAUWir flicken bis zum SuperGAU

Fotos: Stefan Mayer

Damit haben wir auf die aktuellen gravierenden Probleme im Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 aufmerksam gemacht:

„EnBW hat bereits vor einem Jahr mehr als 30 beschädigte Rohre in einem von vier Dampferzeugern des AKW Neckarwestheim‑2 entdeckt. Entgegen aller Vorsicht verzichtete der Konzern damals darauf, auch die Rohre in den übrigen Dampferzeugern zu überprüfen. Stattdessen nahm er den Reaktor wieder in Betrieb und ließ ihn ein ganzes Jahr weiterlaufen. Das ist ein unverantwortliches Vabanquespiel mit der Sicherheit der Bevölkerung im Großraum Stuttgart.

Schon der Abriss eines einzigen Heizrohrs in einem der Dampferzeuger ist ein komplizierter Kühlmittelverluststörfall und darf nach geltendem Recht nicht billigend in Kauf genommen werden. Reißt mehr als ein Rohr, ist der Störfall auslegungsüberschreitend: Das AKW kann diesen nicht mehr sicher beherrschen.

Bei den in diesem Jahr angeordneten Überprüfungen aller Dampferzeuger stellte sich heraus, dass nicht nur Rohre, die bereits 2017 beschädigt waren, weiter korrodiert sind, sondern dass daneben mehr als 100 Rohre bisher unbekannte Risse aufweisen. Diese um die Rohre herum verlaufenden Risse haben nach Angaben des Umweltministeriums zum Teil schon bis zu 91 Prozent der Rohrwand durchdrungen. Mutmaßliche Ursache der Risse ist nach Aussage des Ministeriums Spannungsrisskorrosion. Das bedeutet, dass die Risse urplötzlich entstehen und unvorhersehbar weiterreißen können.

Einfach die etwas stärker beschädigten Rohre zu verschließen – wie schon vor einem Jahr – und ansonsten darauf zu hoffen, dass bis zur nächsten Überprüfung nichts passieren wird, ist ein waghalsiger Blindflug. Das AKW Neckarwestheim‑2 ist fast 30 Jahre in Betrieb, das Material entsprechend ermüdet. Weitere gefährliche Risse sind zu erwarten. Daran kann auch die andauernde Flickschusterei an den Rohren nichts ändern. EnBW sollte diesen Tatsachen endlich ins Auge sehen und die einzig richtige Konsequenz ziehen: den Reaktor dauerhaft abzuschalten – bevor es noch zu einem ernsten Unfall kommt.“

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung


Bemerkung am Rande: In der Heilbronner Stimme war folgendes zu lesen:

Die Protestaktion war nach Informationen der Heilbronner Stimme nicht angekündigt, löste aber dennoch keinen Polizeieinsatz oder sonstigen Einsatz aus. Der dpa sagte ein Polizeisprecher am Morgen, dass es in dem Fall keine Ermittlungen geben werde. "Nach unseren Einschätzungen liegt keine Straftat vor." Die Aktion falle unter die freie Meinungsäußerung.

Wie uns einige noch anwesende Fotografen berichteten, traf die Polizei mit mehreren Streifen aus unterschiedlichen Richtungen 15 Minuten nachdem die 30minütige Aktion bereits beendet war am Atomkraftwerk ein. Die Heilbronner Stimme war da schon längst wieder weg. Nicht nur Umweltminister Untersteller, auch Innenminister Strobl scheinen es mit der Sicherheit am Atomkraftwerk nicht so eilig zu haben...


Wir protestieren seit 10 Uhr mit einer Ladung Schrott vor dem Stuttgarter Umweltministerium gegen die von EnBW für nächste Woche geplante Wiederinbetriebnahme des derzeit abgeschalteten AKW Neckarwestheim‑2. Auf Transparenten fordern wir: „Schrottreaktor Neckarwestheim endlich abschalten“.

Schrottberg gegen Schrott-ReaktorSchrottberg gegen Schrott-Reaktor

Fotos: Jürgen Baumeister

Das AKW Neckarwestheim-2 ist offensichtlich Schrott. Mehr als hundert Heizrohre in zwei von vier Dampferzeugern des Reaktors sind rissig. Weder EnBW noch die Atomaufsicht können bisher sagen, wann diese Risse entstanden und wie schnell sie gewachsen sind. Sie können deshalb auch nicht ausschließen, dass in den kommenden Monaten neue Risse entstehen und gefährlich wachsen. Umweltminister Untersteller darf ein AKW mit solchen Materialproblemen nicht wieder ans Netz lassen!

Reißt auch nur ein einziges der mehr als 16.000 Heizrohre des Reaktors im Betrieb ab, ist das bereits ein schwerer Störfall. Die Gefahr, dass die dann unter hohem Druck umherschlagenden losen Rohrenden weitere benachbarte Rohre beschädigen, ist groß – insbesondere, wenn diese Rohre ebenfalls bereits Risse aufweisen. Schlägt so ein weiteres Heizrohr leck, ist der Störfall auslegungsüberschreitend und nach offiziellen Angaben nicht mehr sicher beherrschbar. Selbst eine Kernschmelze ist dann nicht mehr ausgeschlossen.

Nach Angaben von EnBW wurden die beiden von Rissen betroffenen Dampferzeuger (Nr. 20 + 40) zuletzt 2014 überprüft. Demnach könnten die vor kurzem entdeckten Risse irgendwann in den vergangenen vier Jahren entstanden sein, genausogut aber auch erst in den vergangenen vier Monaten – ohne dass sie jemand entdeckt hätte. Spannungsrisskorrosion, um die es hier geht, tritt unvorhersehbar auf – und die Risse können spontan schnell wachsen. An manchen Stellen waren die Rohrwände nur noch 0,1 Millimeter dick. Zusätzlich sind nach Angaben des Umweltministeriums 23 weitere Rohre neu von Lochfraß betroffen, davon 18 an den beiden erst 2017 überprüften Dampferzeugern (Nr. 10 + 30).

Wie schon im vergangenen Jahr einfach die beschädigten Rohre zu verstopfen und den Reaktor dann wieder zu starten, wie EnBW es vorhat, nimmt weitere Risse und weiteren Lochfraß billigend in Kauf. Damit darf Umweltminister Untersteller den Energiekonzern nicht noch einmal durchkommen lassen. Bis die Ursache sowohl der Risse als auch des Lochfraßes an den Rohren eindeutig geklärt und behoben ist, darf der Reaktor nicht wieder ans Netz. Die Sicherheit der Bevölkerung muss Vorrang haben vor den Profitinteressen von EnBW.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung


AKW Neckarwestheim 2 richtig kaputt?

Mittwoch, 31.10.2018, 19:30 Uhr, Staatsarchiv Ludwigsburg


4.11.2018, 14 Uhr, Wanderparkplatz „Schöne Aussicht“


"Die Atomkraftgegner übertreiben mal wieder"?

Dann empfehlen wir das Interview mit Herrn Mayer. Der Mann hat die typische Vita eines "ahnungslosen Atomkraftgegners":

Diplom-Ingenieur Helmut J. L. Mayer, 69, war 1975 als Jungingenieur bei der Inbetriebnahme des AKW Biblis B dabei, nahm den ersten AKW-Simulator in Deutschland mit in Betrieb, arbeitete an Störfallanalysen, schulte AKW-Personal und war Teil der Betriebsmannschaft des Reaktors, zuletzt als Betriebsleiter. Als von der Bundesregierung benannter Sachverständiger schrieb er bei der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) an Richtlinien zur Störfallbehandlung mit.


Jetzt Einwenden gegen die fortgesetzte Gefährdung von Mensch und Natur!

Am 3.2.2017 wurde die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (1. SAG) für das GKN I erteilt. Damit konnte die EnBW/EnKK die Abriss-Arbeiten beginnen. In der damaligen Öffentlichkeitsbeteiligung (2015) hatten wir kritisiert, dass praktisch alle entscheidenden Themen (u.a. radiologisches Gesamtkataster) ausgeblendet waren.

Die atomrechtliche Genehmigung erlaubt nun in großem Umfang die Verteilung von Radioaktivität in unsere Umwelt und setzt die Bevölkerung vemeidbaren Gefahren
aus: z.B. Abbau trotz Brennelementen im AKW und des aktiven zweiten AKWs vor Ort, Freigabe von radioaktivem Material, Abgabe von Radioaktivität in Luft und Neckar, unzureichende Umweltverträglichkeitsuntersuchung, unnötige Transporte von radioaktiven Material.

Aktuell geht es um den zweiten Schritt der Abbaugenehmigung („2. AG“) für das GKN I. Die von den Bürgerinitiativen eingeforderte Öffentlichkeitsbeteiligung droht erneut zur Farce zu werden, denn die Mängel des ersten Verfahrens werden fortgesetzt. Dieses Mal wird sogar komplett auf eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung verzichtet, da das Vorhaben laut Umweltministerium angeblich „keine zu berücksichtigenden erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen" habe.

Protestiert mit uns gegen diese fortgesetzte Gefährdung von Mensch und Natur, indem Ihr gegen die beantragte Genehmigung einwendet. (Frist: 5.11.)


Die größte Demo, die es am Hambacher Wald jemals gab: 50.000 Menschen protestieren am 6. Oktober gegen die Rodung des Hambacher Waldes und für einen schnellen Kohleausstieg. Ein Gänsehaut-Tag!

Viele Aktive aus Heilbronn waren mit dabei.

Ich bin nach der Demo durch den (nur bis zum Abschluss des Gerichtsverahrens vorerst geretteten) Hambacher Wald zur Abbruchkante des Tagebaus gelaufen. Die Dimension ist gewaltig. Obwohl ich mich schon viel mit der Braunkohle beschäftigt habe, ist die Realität schwer zu begreifen. Folgender Vergleich zweier Google-Maps-Luftbilder mit identischem Maßstab hilft vielleicht ein bisschen:

Dimension

Heilbronn würde zweimal in das Tagebauloch passen. Der Kiliansturm müsste mehr als sechs mal aufeinander gestapelt werden damit das Kiliansmännle aus dem 400m tiefen Loch heraus schauen könnte.

Auch bei der bislang größten Aktion des zivilen Ungehorsams von #EndeGelände waren Aktive aus Heilbronn dabei. Friedlich aber entschlossen haben es viele der mehr als 5.000 Aktivisten auf die Gleise der Kohlebahn geschafft.

Ein paar Presseberichte rund um die Aktion waren leider etwas ungenau. Teilweise wurden diese inzwischen richtiggestellt - wer mehr wissen möchte findet hier die Fakten und Falschmeldungen rund um die Ende Gelände Aktion am Tagebau Hambach (25.-29.10.2018)


Tempo machen beim Kohleausstieg!
Auf zur Klima-Doppel-Demo
Samstag, 1. Dezember – zeitgleich in Berlin und Köln

Im Dezember geht es gleich doppelt ums Klima: Beim Weltklimagipfel in Polen und in der Kohle-Kommission in Berlin. Während die Welt über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens verhandelt, entscheidet sich in Berlin, ob Deutschland seine Versprechen wahr macht – und schnell aus der Kohle aussteigt.

Die Zeit drängt: Das hat uns der Hitzesommer 2018 erneut bewusst gemacht.

Doch die Große Koalition versagt beim Klimaschutz: Das Klimaschutzziel 2020? Aufgegeben. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien? Ausgebremst. Der Ausstieg aus der Kohle? Aufgeschoben.

Das wollen und werden wir ändern. Zusammen mit vielen tausend Menschen. Am 1. Dezember in Köln, vor den Toren des größten Braunkohlereviers Europas, und in Berlin, vor der Haustür der Bundesregierung. Wir forden:

Kohle stoppen – Klimaschutz jetzt!

Klima-Kohle-Demo

Euren Platz könnt ihr ab sofort hier verbindlich auf unserer Webseite reservieren.

Abfahrt voraussichtlich um 7 Uhr am Busbahnhof am Hauptbahnhof Heilbronn, zurück geht es am selben Tag. Der detaillierte Fahrplan folgt.

Richtpreis 30€. Wer mehr gibt ermöglicht es Anderen auch mitzukommen.


Seit dem 20. Oktober 2018 werdet ihr im Museum im Deutschhof zu Klimaforschern! Wer weiß, was Klima und Wetter unterscheidet? Wie versuchte man früher das Wetter vorherzusagen? Wie entwickelte sich die Wettermode über die Jahrhunderte und woher kennen wir das Klima der Eiszeiten? Im Team löst ihr jede Aufgabe durch eigenes Ausprobieren, Rätseln und Entdecken. Und werdet so zu Mitwirkenden in einem aufregenden Spiel rund ums Klima und Wettergeschehen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Im Rahmen der Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm - unter anderem von unserer Bürger-Energie-Genossenschaft EnerGeno:

Fahrradtour zu Solaranlagen der EnerGeno. Treffpunkt mit eigenem Rad im großen Deutschhof (Innenhof).

#hausgmacht Bürgerenergie-Empfang

Nach seinem begeisternden „Bierdeckel“-Vortrag im Januar kommt Daniel Bannasch von Metropol Solar im Dezember mit seinem neuen Vortrag „Sonne für Alle“ nochmals nach Heilbronn!

Heilbronner nehmen ihre Energieversorgung selbst in die Hand. Mit dem eigenen Solarmodul für Zuhause kann jeder ganz einfach Strom selbst erzeugen. In Energie-Genossenschaften erzeugen viele Bürger gemeinsam auch in größerem Maßstab Strom in der Stadt und der Region. Die 100% erneuerbare Energieversorgung ist möglich.


Mi, 07.11.2018 | 19 Uhr | CaféBistro GenussWerkstatt (Rauchstr. 3 in Heilbronn)

In einem virtuellen Kraftwerk werden dezentrale Photovoltaikanlagen, Wasserkraftwerke, Biogas-, Windenergieanlagen und Blockheizkraftwerke zu einem Verbund zusammengeschaltet. Dieser kann elektrische Leistung verlässlich bereitstellen und damit Großkraftwerke ersetzen. Matthias Roth ist Geschäftsführer von in.Power und zuständig für das Virtuelle Kraftwerk durch das die EnerGeno- Solarparks unsere Strom-Kunden versorgen.


EnergiewendeNächstes Energiewende-Treffen im November

Wer sich mit uns zusammen freundschaftlich, aktiv und kreativ gegen Atomkraft, Kohlekraft und Fracking und für die Energiewende und den Klimaschutz einsetzen möchte ist gerne willkommen: Das nächste Treffen findet am Mittwoch 14.11.2018 ab 19:30 Uhr im Sozialen Zentrum Käthe, Wollhausstraße 49, Heilbronn statt.


Spenden

Wir freuen uns auch über Spenden auf unser Energiewende-HN-Konto:

Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar e.V.
Stichwort „Energiewende Heilbronn“
VR-Bank Stromberg-Neckar eG
IBAN DE04 6049 1430 0471 7900 01
BIC GENODES1VBB

Spenden mit diesem Stichwort kommen direkt der Arbeit des Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn zugute. Die Gemeinnützigkeit unseres Dachverbands BBMN e.V. im Sinne des Umweltschutzes ist anerkannt. Die Spenden sind steuer­ab­zugs­fähig.

Vielen Dank!


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Sonnige Grüße

Daniel vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
 


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Diese E-Mail ging an alle Mitglieder im Verteiler des Aktionsbündnisses Energiewende Heilbronn (www.energiewende-hn.de).