Simulation eines Störfalls im Atomkraftwerk Neckarwestheim

Pressemitteilung vom 16.11.2013

Bevölkerung zur Mitarbeit aufgerufen

Am Samstag haben Atomkraftgegner um 5 vor 12 Uhr am Atomkraftwerk in Neckarwestheim sowie an sechs weiteren Atomanlagen in Deutschland einen Großversuch gestartet. Dazu ließen sie bundesweit mehrere tausend mit Helium gefüllte Ballons aufsteigen. Mit dieser Aktion soll untersucht werden wie sich radioaktive Stoffe bei einer großen Reaktorkatastrophe, im Normalbetrieb und bei den jährlichen Revisionen ausbreiten.

Die Organisatoren rufen nun die Bevölkerung zur Unterstützung des Großversuchs auf. Wer einen der Ballons findet kann mit der angehängten Karte und dem darauf aufgedruckten Code per Post und unter www.atomalarm.info im Internet Fundort und -zeit melden.

Die Innenministerkonferenz wird sich im Dezember mit den Evakuierungsplanungen für die deutschen Atomkraftwerke befassen. Die Vorschläge der Strahlenschutzkommission, die Evakuierungszonen von 10 km auf 20 km um Atomkraftwerke auszudehnen, unterstreichen die Aktualität der Aktion. „Die Vorschläge werfen ein Licht darauf, dass ein wirkungsvoller Katastrophenschutz unmöglich ist“, kommentiert BUND-Regionalgeschäftsführer Gottfried May-Stürmer, „eine Evakuierung der Bevölkerung von Heilbronn, Neckarsulm und Ludwigsburg und des dicht besiedelten Ballungsraums in den Kreisen Heilbronn und Ludwigsburg ist nicht vorstellbar.“

Alle Fundorte werden im Internet unter www.atomalarm.info veröffentlicht. Dass  diese tatsächlich an der 20km-Grenze enden halten die Umweltschützer für unwahrscheinlich. Aus Modellrechnungen ist seit den 70er Jahren bekannt, wie schnell und wie weit sich Radioaktivität ausbreitet. Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben diese Modellrechnungen auf tragische Weise bestätigt. Monika Knoll vom Aktionsbündnis Energiewende stellt eine beängstigende Prognose: „Wenn die Heilbronnerinnen und Ludwigsburger im Fall eines Falles in ihren Evakuierungsorten ankommen, müssen sie damit rechnen, dass der radioaktive Fallout schon da ist.“

Heilbronn liegt beispielsweise beim aktuellen Versuch in Windrichtung des AKW Grafenrheinfeld, Ballons aus Isar/Ohu in Bayern könnten Stuttgart erreichen. Die Ballons aus Neckarwestheim flogen Richtung Pforzheim, Karlsruhe, Baden-Baden und Frankreich. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke und fordern dass die Energiewende nicht ausgebremst werden darf. Dafür demonstrieren sie auch am 30. November bei einer Großdemonstration in Berlin.