10-09-13 - Hst - Region Heilbronn - Auslese

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Protest Politik ist im Weindorf zwar Nebensache. Dennoch: Die Protestaktionen gegen Stuttgart 21 und Atomkraft waren am Wochenende Dorfgespräch. Dabei gingen die Meinungen naturgemäß weit auseinander. Werbefachfrau Monika Thunert schrie zwei Demonstranten mit Anti-Stuttgart-21-Banner laut an. "Weg da!" Andere Festgäste zerknüllten die verteilten Handzettel kurzerhand. Dezenter gab Verkehrsvereins-Chef Karl Seiter seinem Missfallen Ausdruck. "Das hat doch mit dem Weindorf nichts zu tun. die Leute wollen hier in Ruhe feiern." "Mit so etwas muss man leben", meinte hingegen der ehemalige Bügermeister Werner Grau. "Heilbronn ist eine tolerante Stadt", betonte auch Kulturdezernent Harry Mergel. "Diese Form des Protestes ist legitim." Ähnlich sah es auch Fotograf Dieter Schweizer: "So etwas muss in eienr Demonratie möglich sein."

Polizei "Solange sich alles im Rahmen des Grundgesetzes bewegt, muss man solche Aktionen laufen lassen", so Roland Eisele, Leiter der Polizeidirektion. Schließlich sei keinem mit einer Eskalation gedient. Erst als die Kirche auf ihr Hausrecht pochte und die Polizei herbei rief, wurde das Transparent am Kiliansturm nach einer halben Stunde eingerollt. "Ein ungutes Gefühl", die Kirche als Plattform für den Protestaktionen zu nutzen, hatte selbst Sympathisant Hartmut Seitz-Bay. Er erinnerte sich auch, dass im Rahmen der Rüstungsdebatte in den 80er Jahren schon einmal Transparente am Turm hingen. 68erin Dorothea Braun-Ribbat musste nur schmunzeln, sie sah sich "ein bisschen" an ihre Studentenseit erinnert. Designer Peer Friedel nahm die Kreativität der Aktionisten ebenso gelassen zur Kenntnis.

Position Maßgeblich konzipiert und gestaltet wurde das Transparent an der Kirche von Daniel Knoll. Wie die Aktivisten von BUND und Aktionsbündnis Energiewende überhaupt auf den Turm kamen? "Wir haben uns einfach als Besuchergruppe angemeldet", gibt BUND-Regionalvorsitzende Gudrun Frank zu. Bewusst habe man sich aber für eine stumme Form des Protest entscheiden: aus Rücksicht auf das Fest, aber auch im eigenen Interesse. "So etwas kann leicht kippen." Kritikern gegenüber rechtfertigt sie sich. "Es gibt nicht viele Möglichkeiten, Politiker öffentlich mit einer Meinung zu konfrontieren."

Politik Auf seine Art brachte auch Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach Politik ins Spiel - mit seinem Weindorf-Gedicht: "Weil wir ihn höflich drum gebeten, kommt zum Geburtstag als Präsident der Herr Ministerpräsident. Seit Februar ist er im Amt und man kann sagen: insgesamt, da spürt man seine Handschrift schon - an Wort und Tat und auch am Ton. Mit kompetenz und mit Elan packt er die großen Themen an. Bisweilen ihm der Kragen platzt, wenn in Berlin man wieder patzt. Als OB, der ich mal bin, kann ich leider nicht umhin, die Dinge ihm jetzt zu benennen, die uns so auf den Nägeln brennen. Gemeinsam schaffen wir daran, dass die A6 kommt bald voran, dass die Verbesserung erreicht und sie nicht mehr 'nem Parkplatz gleicht. Wenn wir die Buga dann genießen und vorher Landesmittel fließen, dann greifen wir gern ins Ersparte und schenken ihm 'ne Dauerkarte. Ich will die Liste hier schon schließen. Herr Mappus kam um zu genießen. Zu seinem Schutz hat er dabei die Bigband uns'rer Polizei. Ich stoß nun an auf eier Wohle als Chef der Rotweinmetropole. Trinkt mit Genuss, doch trinkt gemach. Es grüßt euch euer Himmelsbach. kra

13.09.2010 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Auslese - Kilian Kraut