10-04-08 - Hst - Region Heilbronn - Klima schützen und Geld verdienen

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Photovoltaik Bürger-Energiegenossenschaft Heilbronn-Franken gegründet

Von Joachim Friedl

Geld verdienen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz leisten – das ist die Idee, welche die jetzt gegründete Bürger-Energiegenossenschaft Heilbronn-Franken, kurz Energeno, verfolgt. Schon ab 100 Euro können Bürger Genossenschaftsanteile erwerben und damit nach Energeno-Angaben eine jährliche Rendite von fünf bis sechs Prozent erwirtschaften. „Für sein Mittun am Klimaschutz wird der Bürger belohnt. Das hat doch Charme“, frohlockt Vorstandsmitglied Bernd Knoll.

Anfänge Entstanden ist die Idee der Bürger-Energiegenossenschaft Heilbronn-Franken im Frühsommer 2009. Direkt im Anschluss an eine Informationsveranstaltung über des städtische Klimaschutzkonzept im Technischen Rathaus haben sich spontan in der Wein-Villa Bürger getroffen und sich Gedanken gemacht, wie man die Stadt beim Klimaschutz unterstützen kann. „Wir alle waren uns bewusst, dass eine Kommune allein das Problem nicht lösen kann, sondern auf die Mithilfe der Bürger angewiesen ist“, erinnert sich Knoll. Die Wein-Villa-Idee führte schließlich Anfang März zur Gründung der Energeno. Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählten die 46 Gründungsmitglieder Pfarrer Ulrich Koring von der Heilbronner Nikolaikirche.

Zur Aufgabe gemacht hat sich die Energeno, in Solaranlagen zu investieren. Dafür mietet sie Dachflächen in der gesamten Region Heilbronn-Franken an und bezahlt den Gebäudeeigentümern eine Miete. Sie liegt bei acht bis 30 Euro je installierter Kilowattstunde pro Jahr. Der Pachtvertrag läuft über 20 Jahre. Im Augenblick sind fünf Objekte konkret. „Es handelt sich überwiegend um Dachflächen von Einrichtungen der evangelischen Kirche“, nennt Knoll weitere Einzelheiten.

Startkapital Abgenommen wird der Solarstrom von der Netzgesellschaft Heilbronn-Franken (NHF), ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Zeag Energie AG. Die Einspeisevergütung für regenerativ erzeugten Strom liegt zurzeit noch bei 39,14 Cent je Kilowattstunde.

Die mittlerweile 58 Energeno-Genossen, darunter die Naturfreunde, der BUND und das Aktionsbündnis Energiewende, halten aktuell Anteile von rund 40 000 Euro.

Strukturen „Auch wenn wir alle grünes Gedankengut in uns tragen, soll Energeno möglichst breite Bevölkerungsschichten ansprechen. Parteipolitik soll außen vor bleiben“, nennt Diplomwirtschaftsmathematiker Bernd Knoll eine zentrale Voraussetzung. Ehrenamtlich arbeitet der Aufsichtsrat. Doch mittelfristig sollen hauptamtliche Kräfte verpflichtet werden. „Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir uns professionelle Strukturen geben“, blickt Knoll in die Zukunft.

Er sagt dies auch vor dem Hintergrund, dass Energeno auf den Feldern mit Biogas – auf der Heilbronner Deponie Vogelsang – und mit Windkraft in der ganzen Region aktiv werden will. „Auch hier schlummern noch große Potenziale an regenerativer Energie“, weiß Knoll um die Herausforderungen.

Info
Am kommenden Samstag, 10. April, findet auf dem Heilbronner Kiliansplatz von 10 bis 18 Uhr eine Aktion der Energiewende Heilbronn statt. Im Mittelpunkt steht das Thema „Erneuerbare Energien“.

Hintergrund - Energievorreiter
In Neuenstadt/Langenbrettach und in Hardthausen besteht seit Juli 2009 Bürger-Energiegenossenschaften. Mitte April wird die Bürgerenergie Zabergäu vorgestellt. Eine weitere Bürgerenergie-Genossenschaft gibt es in Sinsheim/Adersbach. Die treibende Kraft, di zu den Gründungen geführt hat, war das jeweilige Rathaus. Betreut werden die vier Genossenschaften von der EnBW. Die Bürger-Energiegenossenschaft Neuenstadt hat bis heute mehr als eine Million Euro an Anteilen verkauft und ist damit Vorbild im Land. jof

08.04.2010 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Joachim Friedl