10-12-16 - Hst - Region Heilbronn - Atomtransport rollt weit an der Region vorbei
Aktionsbündnis Energiewende hält am Hauptbahnhof Mahnwache ab und ist am Ende erleichtert
Von Carsten Friese
Heilbronn Sie sind bestens vernetzt. Als das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn gestern am Hauptbahnhof eine Mahnwache gegen den Castortransport abhält, brummt gegen 13 Uhr das Handy von Bündnis-Mitinitiatorin Monika Knoll (50). Der Zug mit den vier Castoren voll hochradioaktiver Abfälle ist derzeit im französischen Forbach nahe Saarbrücken, erfährt sie über einen internen SMS-Dienst von Castorgegnern. Wahrscheinlich wird die Atomfracht damit nicht wie 2008 durch Stadt und Landkreis Heilbronn rollen – falls die Route nicht noch irgendwie geändert wird.
Gewappnet „Wir sind natürlich erleichtert, wenn der Atommüll nicht durch die ganze Stadt gefahren wird“, sagt Monika Knoll. Mit langer Unterhose, Jeans, Stulpen, Fleecepulli, Jacke, Handschuhen, dickem Schal und roter Weihnachtsmütze hat sie sich gegen die Kälte gewappnet. Auch BUND-Regionalgeschäftsführer Gottfried May-Stürmer hat die rote Zipfelmütze auf, passend zum Mahnwachen-Motto „Eine schöne Bescherung“. Gelbe Metallfässer mit dem Radioaktiv-Zeichen haben die Mitstreiter vor einem Zelt aufgestellt, zum Teil auf Schlitten und Leiterwagen drapiert.
Für May-Stürmer ist der Castor-Transport ein Beleg für eine unsinnige Atompolitik. Dass der Strahlenmüll nun in ein weiteres Zwischenlager bei Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern gebracht wird, zeige, „dass es keine Lösung gibt“.
Rund 250 Mitstreiter stehen im Verteiler des Aktionsbündnisses. Sie würden sofort alarmiert, falls der Zug durch Heilbronn rollen sollte. Entlang der Bahnstrecken gibt es immer wieder Atomgegner, die besondere Punkte beobachten oder Aufzüge der Polizei melden. Die Strecke geheimhalten „geht nicht mehr“, ist Knoll überzeugt. Für sie ist es einfach eine Pflicht, die Bevölkerung zu informieren, wenn ein Zug voller Plutonium durch die Region fährt. „Unverantwortlich“ nennt sie den Transport mit Blick auf Unfall- und Terrorgefahren.
Nachdrucken Ab und zu bleiben Passanten in der Kälte stehen und nehmen Flugblätter mit. „Überhaupt nicht gut“ findet der 17-jährige Berufsschüler Diyar Bekler Atommülltransporte. Als „Quatsch“ bezeichnet eine 37-jährige Sozialpädagogin die Castor-Züge. Selbst Befürworter wollten nicht an einem Endlager wohnen, ist sie überzeugt.
500 Flugblätter sind gegen 16 Uhr verteilt, weitere 500 werden nachgedruckt. Ein kleiner Kugelgrill mit Briketts wärmt die bis zu 15 Protestler ein bisschen. Dass der Castortransport nach Polizeiangaben nicht durch Baden-Württemberg fahren wird, wissen sie jetzt. Dennoch wollen sie noch ein paar Stunden ausharren. Auch aus Solidarität mit anderen Aktiven entlang der Strecke.
Bildunterschrift: Symbolische Atommüllfässer mit roten Schleifen: Monika Knoll und Gottfried May-Stürmer protestieren gegen den Castortransport durch Deutschland. Foto: Friese
16.12.2010 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Carsten Friese