11-03-21 - Hst - Region Heilbronn - Atomkraftgegner fordern sofortigen Ausstieg

Fast 2000 Menschen zogen am Sonntagnachmittag vor das Tor von GKN I

11-03-21_Hst_Titelseite_Großer Protest vor GKN.jpg

Hinweis auf der Titelseite

Von Herbert Kaletta

Kirchheim/Neckarwestheim Die Wut ist nach den Reaktorunfällen in Japan groß, die Forderung weitgehend. „Sofort abschalten“, rufen die Demonstranten immer wieder. Sie meinen nicht nur GKN I, das die Bundesregierung vor wenigen Tagen stoppte. Sie meinen alle Atomkraftwerke – und zwar auf Dauer.

Die Veranstalter, Umweltverbände und Atomkraftgegner wie das Bündnis der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN), waren selbst überrascht von der Resonanz auf die kurzfristig anberaumte Demonstration. Als der Zug vom Kirchheimer Bahnhof am Parkplatz vor dem GKN eintrifft, schätzt die Einsatzleitung der Polizei die Teilnehmerzahl auf 1600. Herbert Würth vom Aktionsbündnis Castor-Widerstand sagt, die Veranstalter hätten „knapp 2000 Demonstranten gezählt“.

11-03-21_Hst_Region Heilbronn_Atomkraftgegner fordern sofortigen Ausstieg.jpg

Wachgerüttelt „Beim letzten Sonntagsspaziergang vor Japan“ – so nennen die Atomkraftgegner ihre regelmäßigen Protestspaziergänge zum GKN – „da waren es 50“, sagt Bernd Knoll aus Heilbronn-Böckingen. Tom Zeller (23), Nordheimer, jetzt in Berlin lebend, denkt: „Das Unglück hat wachgerüttelt.“ Die Zahl der Atomkraftgegner wachse. Auch in seinem Bekanntenkreis.

Er hoffe, den Einsatzkräften in Japan gelinge, das Schlimmste zu verhindern, sagt Ulrich Koring, Pfarrer der Heilbronner Nikolaikirche. Doch wieder werde die Atomkraft Menschenleben fordern. Ihre Nutzung sei ein „nicht steuerbares Risiko, das künftigen Generationen nicht aufgebürdet werden darf“. Mit dem Moratorium für deutsche Kernkraftwerke entlarve sich die Regierung selbst. Dann eine Gedenkminute für die Menschen in Fukushima: „Sie können still sein, Sie können auch beten.“

Stefan Mende-Lechler von „Ärzte gegen den Atomkrieg“ spricht über Erkenntnisse aus den Unfällen in Japan. „Wir haben gelernt, dass auch Lagerbecken für benutzte Brennstäbe eine Gefahr sind.“ Er fordert ein weltweites, sofortiges Ende von deren Aufarbeitung. Die diene nur dem Profit. Ein Atomunfall koste nicht nur die Gesundheit der Menschen sondern auch Billionen Euro. Mende-Lechler: „Wir können uns die Atomkraft nicht mehr leisten.“

Genug Strom „Trotz des Erfolgs der Abschaltung von GKN I ist niemand zum Feiern zumute“, sagt Gottfried May-Stürmer, BUND-Geschäftsführer „Schon jetzt könnten nicht nur die sieben alten Reaktoren vom Netz, sondern auch die neun anderen.“

Die Atomkraftgegner wollen weiter Zeichen setzen. Heute, Montag, um 18 Uhr mit einer Mahnwache auf dem Heilbronner Kiliansplatz.

Bildunterschrift: Ein langer Zug von Demonstranten bewegte sich gestern Nachmittag vom Kirchheimer Bahnhof bis vor die Tore des Atomkraftwerks GKN I. Foto: Dennis Mugler

21.03.2011 - Heilbronner Stimme - Region Heilbronn - Herbert Kaletta