11-07-14 - Hst - Region Heilbronn - EnBW setzt auf gesäuberte Kohle

Von Manfred Stockburger

Heilbronn - Das Atomzeitalter geht für die EnBW im Jahr 2022 zu Ende, wenn nach dem neuen Atomgesetz der Reaktor GKN II abgeschaltet werden muss. Nach dem jüngsten "Feuerwerk der Energiegesetzgebung", so der Technik-Generalbevollmächtigte Hans-Josef Zimmer, stürzt sich der Konzern jetzt auf die Kohle. "Wir stehen vor einem Jahrhundert der Kohleverstromung", sagte er gestern Nachmittag bei der Einweihung einer Testanlage im Heilbronner Kraftwerks-Block 7, mit der das Klimagift CO2 aus dem Rauchgas ausgewaschen werden kann.

Rückgrat

Mit dieser sogenannten CCS-Technologie soll − sofern auch der Transport und die Endlagerung des Kohlendioxids geklärt werden können − der Kohlestrom sauberer gemacht werden. "Kohle ist global das Rückgrat der Energieversorgung. Das muss zur Kenntnis genommen werden", sagte der EnBW-Topmanager Zimmer. "CCS ist eine Chance für Europa. Sich damit nicht zu beschäftigen hieße, den Kopf vor den Herausforderungen der Zukunft in den Sand zu stecken. "Unser Ziel ist es, die EnBW auf eine den Realitäten entsprechende Zukunft der konventionellen Stromerzeugung vorzubereiten", so Zimmer, für den der Verlauf der deutschen Debatte nach Fukushima "sehr überraschend" gewesen ist.

Dass bei der CCS-Technologie, die vielleicht in 15 Jahren großtechnisch eingesetzt werden kann, noch Forschungsbedarf besteht, macht einerseits die Heilbronner Anlage deutlich: Mit ihr will die EnBW den praktischen Umgang mit CCS lernen und die Wirkungsgradverluste zu minimieren um die technik wirtschaftlicher zu machen. "Die Testanlage bildet einen Meilenstein bei der Erforschung der Technologie." Beim parallel stattfindenden Symposium diskutierten zudem mehr als 100 Fachleute über die Herausforderungen, die mit CCS verbunden sind.

"Je mehr die Bedeutung der Kohle als Energielieferant steigt, desto wichtiger wird es, die Kohle fit für die Zukunft zu machen", sagte der Heilbronner OB Helmut Himmelsbach bei der Einweihung der Anlage. Für den EnBW-Kraftwerke-Manager Werner Götz geht es mit der Testanlage auch darum, die Überlebensfähigkeit der Kohlestandorte zu sichern.

Hintergrund: Kritische Stimmen

Die Heilbronner Energiewende-Gruppe sieht die CCS-Technologie kritisch, weil sie teuer und gefährlich sei: Niemand könne garantieren, dass endgelagertes Kohlendioxid nicht wieder an die Erdoberfläche gelangt. CCS-Tests seien ein Rückfall in die Energiepolitik der 70er Jahre, sagte Eva Hauser vom Institut für Zukunftsenergiesysteme kürzlich bei einem Vortrag. red

14.07.2011 - Heilbronner Stimme - Region Heilbron - Manfred Stockburger