Erklärung der Initiativen an den AKW-Standorten Emsland/Landshut/Neckarwestheim
04.08.2022
Gemeinsam und vehement sprechen sich die Anti-Atom-Bürgerinitiativen an den drei verbliebenen AKW-Standorten gegen jede Laufzeitverlängerung aus, ob in der Form des Streckbetriebs oder der Verlängerung über Monate oder Jahre. Alle drei Altreaktoren haben ein eklatantes Sicherheitsproblem, sie befinden sich in einem sicherheitstechnischen Blindflug und müssen umgehend abgeschaltet werden. Tschernobyl und Fukushima dürfen sich bei uns nicht wiederholen.
Forderungen nach Betriebsverlängerungen von Atomkraftwerken sind nicht sachlich begründet, sondern alleine Interessen-geleitet und unverantwortlich. Sie lenken von den tatsächlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft ab. Gebot der Stunde ist angesichts des Klimawandels der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien, im Zusammenspiel mit Speichertechnologie und mit engagiertem Energiesparen. Aber jetzt schreien genau diejenigen am lautesten nach Atomkraft, die immer die Energiewende blockiert haben. So nicht.
Erklärung der Initiativen an den AKW-Standorten Emsland/Landshut/Neckarwestheim vom 04.08.2022
Jetzt ist Schluss! Am Atomausstieg festhalten!
Gemeinsam und vehement sprechen sich die Anti-Atom-Bürgerinitiativen an den drei verbliebenen AKW-Standorten gegen jede Laufzeitverlängerung aus, ob in der Form des Streckbetriebs oder der Verlängerung über Monate oder Jahre. Alle drei Altreaktoren haben ein eklatantes Sicherheitsproblem, sie befinden sich in einem sicherheitstechnischen Blindflug und müssen umgehend abgeschaltet werden. Tschernobyl und Fukushima dürfen sich bei uns nicht wiederholen.
Als Anti-Atom-Bürgerinitiativen vertreten wir einen wichtigen und relevanten Teil der regionalen Bevölkerung an den Standorten.
Das KKE im Emsland/Lingen, ISAR-2 in Landshut und das GKN-2 in Neckarwestheim - alle diese Atomreaktoren wurden in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut. Es sind Alt-Reaktoren, die den aktuell geforderten Sicherheitsstandards nicht entsprechen.
Ihre jeweils letzte größere, sog. periodische Sicherheitsüberprüfung fand 2009 statt – vor jetzt 13 Jahren. Der eigentlich 10-jährige Turnus wurde wegen des konkreten Abschalttermins zum 31.12.22 ausgesetzt – seither befinden sich die AKWs im sicherheitstechnischen Blindflug.
Innerhalb der letzten 6 Jahre kam es an diesen drei Standorten zu insgesamt 40 meldepflichtigen Ereignissen unterschiedlichen Schweregrades, zum Teil aus systematischen Fehlerursachen heraus.
Das Problem der Rissbildung in den Dampferzeugern besteht bei allen drei Reaktoren: In Neckarwestheim wurden seit 2018 mittlerweile über 350 erhebliche Korrosionsschäden an den Dampferzeugern gefunden, deren Ursache bis heute nicht behoben ist. Nach jeder Revision müssen die jeweils neu geschädigten Rohe verstopft werden, um Schlimmerem vorzubeugen. Und genau diese Schäden an den Dampferzeugern ließen sich auch im KKE Emsland nachweisen. Ein entsprechender Verdacht gilt auch für ISAR-2, dort liegt mangels Untersuchungen der Zustand der Heizrohre im Dunkeln.
Wir müssen davon ausgehen, dass die Reaktoren aktuell alterungsbedingt in einem mangelhaftem Zustand sind. Es besteht die akute Gefahr, dass die Rohre nach einem Riss spontan bersten. Der Reaktorsicherheitsexperte Majer, ehemals Atomaufseher im Bundesumweltministerium, warnt, dass ein solcher Bruch einen Störfall bis hin zur Kernschmelze auslösen könnte.
Wir haben ein eklatantes Sicherheitsproblem mit den Altreaktoren.
Jeder Tag, an dem diese Alt-AKWs noch betrieben werden, gefährdet die Menschen in der Region. Jeder weitere Betriebstag stellt, über Landesgrenzen hinweg, ein keinesfalls zu akzeptierendes Risiko dar.
Tschernobyl und Fukushima dürfen sich bei uns nicht wiederholen. Es darf keinen bagatellisierenden Sicherheitsrabatt in der Frage eines Weiterbetriebs der Reaktoren geben!
Diese Altreaktoren gehören sofort vom Netz genommen.
Wir sagen deshalb Nein zu jeder Laufzeitverlängerung, ob in der Form des Streckbetriebs oder der Verlängerung über Monate oder Jahre – weil die Sicherheit der Altreaktoren nicht gewährleistet ist. Und das wissen die AKW-Betreiber nur zu gut: Deshalb sind sie selbst bei einem Streckbetrieb nicht bereit, das Haftungsrisiko zu tragen.
Die jahrelange systematische Verschleppung der Energiewende durch alle Bundes- und Landesregierungen ist der Grund dafür, dass die Versorgungssicherheit jetzt durch den russischen Krieg gegen die Ukraine so eklatant gefährdet ist. Die momentane Gaskrise ist vor allem eine Wärmekrise und diese lässt sich nicht durch gefährlichen Atomstrom beheben! Der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien, im Zusammenspiel mit Speichertechnologie, ist angesichts des Klimawandels das Gebot der Stunde.
Die unterzeichnenden Initiativen an den AKW-Standorten:
Für GKN-2 Neckarwestheim:
Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar e.V. (BBMN)
AG AtomErbe Neckarwestheim
Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
Aktion Strom ohne Atom Stuttgart
BI AntiAtom Ludwigsburg
BUND Regionalverband Heilbronn-Franken
Für ISAR-2 Landshut:
Bündnis für Atomausstieg Landshut
Bündnis für Atomausstieg und erneuerbare Energien Regensburg (BÜFA)
Bayern Allianz für Atomausstieg und Klimaschutz (BAAK)
Für KKE Emsland/Lingen:
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Arbeitskreis Umwelt Gronau (AKU)
Bündnis AgiEL Lingen
Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus"
Elternverein Restrisiko Emsland e.V.
Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG)
Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen
- - Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz unterstützt die Forderungen der örtlichen Initiativen.
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