2013-06-12 | Energiewende Heilbronn: Nur noch 4 Tage! • TeilnehmerInnen für Evakuierungs-Übung gesucht - egal woher
Newsletter vom 12.06.2013 im Newsletter-Archiv des Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
Lesen und weiterleiten • online-Version • in diesem Newsletter:
Rette sich wer kann! • TeilnehmerInnen für Evakuierungs-Übung gesucht - egal woher • Blog • Termine
Hallo,
nur noch vier Tage bis zu unserer Evakuierungs-Übung im Rahmen der bundesweiten .ausgestrahlt Aktionswoche zum Katastrophenschutz.
Wie furchtbar es ist seine Wohnung verlassen zu müssen kann man momentan jeden Tag in den Nachrichten über die Hochwasser-Katastrophe sehen. Der einzige schwache Trost für die Betroffenen: Nach wenigen Tagen können sie wieder zurückkehren. Großes Leid und viele Schäden sind entstanden - persönliche Gegenstände sind verloren gegangen. Doch vieles kann man ersetzen und wieder aufbauen.
Nach einem Super-GAU im Atomkraftwerk Neckarwestheim sind riesige Gebiete noch in vielen hundert Kilometern Entfernung für viele Generationen nicht mehr bewohnbar. Bei Google-Street-View kann man die Sperrzone rund um Fukushima nur noch virtuell befahren. Wir verlieren unsere Gesundheit, unsere Heimat und unseren gesamten Besitz, die Meisten auch ihren Arbeitsplatz. Schäden durch eine Atomkatastrophe sind nicht oder nur zu einem Prozent versichert.
Unsere Heimat wäre für immer verloren.
Selbstverständlich hoffen wir, dass dieses Szenario niemals Realität wird!
Einen echten Schutz vor der Katastrophe gibt es nicht
– gegen den Super-GAU hilft nur sofortiges Abschalten!
Unsere Evakuierungs-Aktion findet im Rahmen der bundesweiten .ausgestrahlt Aktionswoche zum Katastrophenschutz statt. Mit Unterstützung der BI Anti-Atom Ludwigsburg www.antiatom-ludwigsburg.de und Dipl.-Ing. Hans Heydemann.
Bei der großen Antiatomdemonstration am 9. März 2013 in Neckarwestheim fand auch eine Luftballonaktion statt. Circa 500 Ballons mit angehängter Rücksendepostkarte wurden an die Teilnehmer der Kundgebung ausgegeben. Diese haben die Ballons gemeinsam vor dem Atomkraftwerk in den Himmel steigen lassen. Ziel dabei war, die Ausbreitung von radioaktiven Substanzen aus dem Reaktor zu visualisieren.
Diese Karte zeigt die Fundorte (Link)
Ablauf der Übung
Am Samstag dem 15.6.2013 um 9:00 Uhr sammeln sich die „Störfall-Flüchtlinge“ am Nordheimer Bahnhof: Mit Kind und Kegel, mit Einkaufskorb direkt vom Markt, noch mit Schürze und Hacke aus dem Schrebergarten in der Hand, aufgescheucht von den Hochzeitsvorbereitungen, Laptop unterm Arm und Datenbrille auf der Nase, Alufolie als Schutz gegen die Strahlung auf dem Kopf, etc. – eben genau so wie man am frühen Samstagvormittag von einem Störfall aufgeschreckt wird und flüchten müsste.
Gemeinsam fahren wir mit der Bahn und Stadtbahn nach Öhringen. Dort hoffen wir auf Unterbringung und Verpflegung. Mit Handzetteln informieren wir die Öhringer Bevölkerung auf dem Markt und in der Fußgängerzone über unsere Situation. Auf dem Hafenmarkt sollen wir dann dekontaminiert werden. Die BI Anti-Atom Ludwigsburg erwartet uns in Öhringen mit einer inszenierten Dekontaminations-Station. Dipl.-Ing. Hans Heydemann hält eine Rede über die Ausbreitung einer radioaktiven Wolke und Franz Wagner informiert über Sinn und Unsinn der Einnahme von Jod-Tabletten.
Um 12:38 Uhr fahren wir wieder nach Heilbronn und Nordheim zurück um die Übung zu beenden und unsere Konsequenzen aus den Erfahrungen mit dem Katastrophen-Einsatzplan zu ziehen.
Zeitplan der Bahnfahrt:
- Eine Gruppe Stuttgarter fährt um 8:45 Uhr im Kopfbahnhof ab.
Weitere Zustiegsmöglichkeiten unterwegs - Komplette Liste hier (Link)
- 09:00 Uhr: Sammeln am Bahnhof Nordheim
- 09:27 Uhr: Abfahrt am Gleis 2
- 09:32 Uhr: Umsteigen in Heilbronn in die Stadtbahn S4 (Bahnhofsvorplatz)
- 09:38 Uhr: Abfahrt
- 10:19 Uhr Ankunft in Öhringen Hbf
Rückfahrt:
- 12:38 Uhr: Abfahrt in Öhringen Hbf
- 13:18 Uhr Ankunft Hbf Heilbronn (Bahnhofsvorplatz)
- 14:26 Uhr Abfahrt Regionalbahn nach Nordheim
- 14:31 Uhr Ankunft Nordheim
- ... und weiter bis Stuttgart (RB 19119)
Schreibt uns einfach ganz kurz über unser Kontaktformular oder an kontakt@energiewende-hn.de mit wie vielen Personen ihr teilnehmt, damit wir besser planen können.
Die Fahrt kostet mit dem Metropolticket pro Person ca. 6 €.
Rückblick
Die erste Evakuierungs-Übung 2009 von Horkheim nach Nürtingen
Bereits vor 4 Jahren haben wir eine erste Evakuierungs-Übung durchgeführt.
Die Aktion ist hier dokumentiert (Link)
Grenzen halten Strahlung nicht auf. Aber Nachrichten kommen nur schwer durch...
Nur 12 km ist Cattenom von Deutschland entfernt, aber die Info vom Generatorbrand im AKW mit nachfolgender Schnellabschaltung am Samstag nachmittag brauchte wohl einige Stunden, um wenigstens in die rheinland-pfälzischen Regionalnachrichten zu kommen.
www.swr.de
„Der unverzügliche Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist keine Last,sondern die größte greifbare soziale und wirtschaftliche Zukunftschance.“
Zitat von Hermann Scheer (1944 – 2010), Ehrenpräsident EUROSOLAR e.V.,
Träger des Alternativen Nobelpreises
Unterstütze jetzt den EUROSOLAR-Aufruf “Eine kostengünstige Energiewende geht nur mit dem EEG” mit deiner Unterschrift und einer Spende damit der Text in überregionalen Zeitungen erscheinen kann: www.eurosolar.de/de/
AKW-”Rückbau”: Die Büchse der Pandora wird geöffnet.
Dritte Abbaugenehmigung für KWO ist erteilt.
Die Rechnung kommt am Schluss:
wenn ein AKW stillgelegt wird, dann hinterlässt es nicht nur den hochradioaktiven Müll der Brennelemente in Reaktor und Abklingbecken, in den Castoren im Standortlager und in Gorleben, nicht nur das hochradioaktive Material z.B. in La Hague und Sellafield inklusive der angrenzenden Meere sowie der aus diesen Atomfabriken beschickten russischen Freiluft-Deponien, es hinterlässt nicht nur den Müll des Uranabbaues und der Brennelemente-Produktion und auch nicht nur die über Jahrzehnte hinweg per Abluft und Abwasser verbreiteten strahlenden Stoffe, nicht nur (besonders im Falle Obrigheim) den durch Karlsruhe gegangenen Skandal-Müll in der Asse. Auch nicht nur den schon im laufenden Betrieb “entsorgten” schwach- und mittelradioaktiven Müll, wie er dann z.B. als “freigemessener” Sondermüll unter Heilbronn im Salzbergwerk oder an ähnlichen Orten versteckt wurde oder auch einfach noch in Kellern und Lagerräumen des AKWs liegt.
Nein, so ein AKW ist selbst radioaktiver Müll. Strahlende und kontaminierte Anlagen, Werkzeuge, Gebäude. Hunderttausende Tonnen an Material. Wohin damit? Selbst in einem ehemaligen Steinbruch wie in Neckarwestheim fabuliert man davon, “wieder eine grüne Wiese” schaffen zu wollen. Dabei gibt es folgende Hauptprobleme:
- Radioaktivität lässt sich nicht waschen, verbrennen, chemisch umwandeln usw.
- Jeder einzelne Handhabungsschritt führt zu einer Vermehrung des radioaktiven Mülls. Es kann zwar teilweise gelingen, Radioaktivität in kleinerer Stoffmenge höher anzureichern, trotzdem steigt zwangsläufig mit jedem Schritt die Gesamtmenge aus unterschiedlich stark strahlenden Stoffen.
- Es handelt sich schlicht um extrem große Materialmengen.
- Radioaktivität bleibt über unermesslich lange Zeiträume. Selbst relativ schnell zerfallende Stoffe haben nach 10 Halbwertsteiten immer noch 1 Promille der Ausgangsstrahlung, und es sind evtl. ebenfalls wieder strahlende neue Nuklide entstanden. Und die Faustregel ist: was schneller zerfällt, strahlt dafür stärker. Also reicht es nicht, einfach auf das Abklingen der Radioaktivität zu warten.
Welche Strategien haben deshalb die Atom-Verantwortlichen?
- Verharmlosen und Vertuschen. Wenn sich Öffentlichkeitsbeteiligung nicht ganz verhindern lässt, dann soll sie wenigstens ausgebremst werden.
- Die Lüge mit den Grenzwerten: obwohl wissenschaftlich haltlos, wird noch immer argumentiert, Gefahren bestünden erst bei Überschreitung von Grenzwerten. Dabei sind Grenzwerte für Radioaktivität nichts anderes als ‘Optimierungs’rechnungen zwischen Aufwand für die Betreiber einerseits und Schaden für die Bevölkerung und die Natur andererseits.
- “Freimessen” und “Freiputzen” vom radioaktivem Müll, um möglichst große Mengen aus der Strahlenschutzüberwachung entlassen und ggf. sogar in die Wertstoffwirtschaft abgeben zu können.
- Verheimlichen des Verbleibs sowohl des offiziell noch radioaktiven als auch vor allem des “freigemessenen” Mülls.
- Die Fiktion, man kenne sich mit dem Rückbau von AKWs aus und es handele sich dabei um bewährte Arbeitsabläufe, obwohl in Wirklichkeit nichts davon Routine und vollständig beherrscht ist. Was in einer nicht verstrahlten Industrieanlage beim Abriss verhältnismäßig simpel sein mag, ist in einer verstrahlten Anlage ein Kunststück oder gleich ganz unmöglich. Für freigesetzte Radioaktivität ist es übrigens kaum von Bedeutung, ob sie wegen unsystematischer Schlamperei oder wegen eines systematischen Spardiktats in die Umwelt kommt.
Fazit: als wäre der Betrieb eines AKWs nicht schon schlimm genug, so setzt der Abriss noch extra Gefahren und Umweltschäden hinzu. Und manches Problem, das während des Betriebs noch unter dem Teppich gehalten werden konnte, tritt beim Abriss erst offen zu Tage.
Wie gut, dass die AKW-Betreiber nicht einfach machen können was sie wollen, sondern unter guter öffentlicher Kontrolle stehen, oder?
Falsch!
Es sind alleine die Betreiber, die über die grobe Strategie und die Details der Stilllegung und des Abrisses entscheiden. Die Atomaufsicht kann Auflagen machen, aber nicht das Vorgehen festlegen. Kontrolle durch die Atomaufsicht heißt auch keinesfalls öffentliche Kontrolle, wie wir am Beispiel Obrigheim sehen. Sondern die Öffentlichkeit wird, abgesehen von einzelnen oberflächlichen Alibi-Veranstaltungen, bewusst dumm gehalten. Überall dort, wo es besonders auf Transparenz ankommt, wie bei der Erfassung des radioaktiven Inventars und bei den Deponie- und Verwertungswegen des Materials, da wird gemauert. Und das Vertrauen in die baden-württembergische Atomaufsicht ist ohnehin schwach, ist die Landesregierung doch mit der linken Hand Aufsicht und mit der rechten Hand Betreiber.
Nun zur aktuellen Situation:
Am 27.5.13 veröffentlichte die badenwürttembergische Atomaufsicht in der Rhein-Neckar-Zeitung die folgende Amtliche Bekanntmachung der “3. Abbaugenehmigung (3. AG) für das Kernkraftwerk Obrigheim”.
Obwohl der Abriss des AKWs in Obrigheim überregionale Auswirkungen hat, sind weder die Bekanntmachung noch die Genehmigung überregional veröffentlicht oder einzusehen, auch nicht auf der Homepage des Ministeriums. Man hat jetzt gerade einmal 2 Wochen Zeit (bis Di. 11.6.), um die Genehmigung vor Ort im Ministerium und im Rathaus Obrigheim einzusehen, zu recht beschränkten Öffnungszeiten, und vermutlich die zugrunde liegenden Unterlagen. [Update 4.6.13: heute nachmittag wurde der Genehmigungstext doch noch online gestellt]
Die Bekanntmachung enthält einen üblen Trick, mit dem man die Blockade der Öffentlichkeitsbeteiligung bei drei der 4 Genehmigungsteile formal rechtfertigen will. Es geht um den Widerspruch, dass die 3. AG einerseits relevante Genehmigungsinhalte hat, die zum Zeitpunkt der 1. Stilllegungs- und Abbau-Genehmigung (1. SAG) noch nicht bekannt waren, und dass die Behörde gleichzeitig behauptet, alle wesentlichen Inhalte seien schon in der Öffentlichkeitsbeteiligung der 1. SAG enthalten gewesen.
Da fragt man sich: würde die 1. SAG tatsächlich schon alle relevanten Inhalte behandeln, wofür braucht es dann überhaupt noch die 2. SAG und die 3. und 4. AG?
Wir müssen uns bei GKN 1/2 und KKP 1/2 auf den gleichen Trick mit dem “Stilllegungsreglement” einstellen.
Konkret sieht dieser Winkelzug so aus:
“Der Abbau im Rahmen dieses Bescheids erfolgt unter Geltung des mit der 1. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung vom 28.08.2008 (1. SAG) genehmigten und mit der 2. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung vom 24.10.2011 (2. SAG) in geänderter Form weitergeführten Stilllegungsreglements des KWO. Das Stilllegungsreglement ist nicht Gegenstand dieses Bescheids und wird durch diesen Bescheid
nicht geändert.”
Immerhin wird in dieser Formulierung zugegeben, dass das “Stilllegungsreglement” damals durch die 2. SAG verändert worden ist. Dies könnte ein wichtiges Argument zur Stützung der Klage der Initiative AtomErbe Obrigheim gegen die 2. SAG sein.
Auch bemerkenswert:
In der Rechtsbehelfsbelehrung steht, dass der Bescheid nach dem 11.6.13 auch gegenüber Dritten als zugestellt gelte, “die keine Einwendungen erhoben haben”. Wie hätte man denn Einwendungen erheben können, wenn Minister Untersteller solche zu keinem Zeitpunkt zugelassen hat?
Vor wenigen Tagen hat die EnBW erste Genehmigungsanträge zu Stilllegung und Abbau der Blöcke 1 in Philippsburg und Neckarwestheim beim Umweltministerium eingereicht.
Die Anträge können hier abgerufen werden:
Antrag der Stilllegungs- und ersten Abbaugenehmigung im GKN I und KKP 1
Schon der kurze Begleittext enthält bemerkenswerte Details.
Weitere Infos auf der Homepage des Untersteller-Ministeriums:
Pressemitteilung zur 3. AG für KWO
Seite zur informellen Öffentlichkeitsarbeit zu KWO
Einige frühere Genehmigungen baden-württembergischer Atomanlagen
Weitere Links:
arte-Themenabend AKW-”Rückbau” und “Endlagerung”
Initiative AtomErbe Obrigheim
Energiewende-Blog • hier lesen
Termine • Details zu den Terminen
• Mi, 12.06.: Energiewende-Treffen, Heilbronn
• Sa, 15.06.: Evakuierungs-Übung, Nordheim über Heilbronn nach Öhringen
• Di, 18.06.: EnerGeno-Treffen, Heilbronn
• Sa, 06.07.: Menschenkette "Hand in Hand für mehr Toleranz im Land" ab Heilbronn nach Bietigheim-Bissingen
• So, 07.07.: Sonntagsspaziergang Neckarwestheim
• Sa, 20.07.: Mani-Fest 2013, Neckarbühne Heilbronn
• 25. - 29.7.: Drittes europäisches Forum gegen unnütze und aufgezwungene Großprojekte, Stuttgart
• Sa, 28. / Mo, 29.07.: Tour de Natur 2013, Stationen in Neckarwestheim, Lauffen und Heilbronn
Unser Spendenkonto:
Stichwort "Energiewende Heilbronn" • Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar e.V. • VR-Bank Stromberg-Neckar eG • BLZ 604 91 430 • Kontonummer 47 17 90 001 •
Spenden mit dem Stichwort "Energiewende Heilbronn" kommen direkt unserer Arbeit zugute. Die Gemeinnützigkeit unseres Dachverbands BBMN e.V. im Sinne des Umweltschutzes ist anerkannt. Die Spenden sind steuerabzugsfähig.
Wir freuen uns über Kommentare und Anregungen zu diesem Newsletter und unserer Arbeit
Sonnige Grüße
Monika und Daniel vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
--
Diese E-Mail ging an alle Mitglieder im Verteiler des Aktionsbündnisses Energiewende Heilbronn (www.energiewende-hn.de).