2013-11-15 | Energiewende Heilbronn: Störfall Neckarwestheim - wie schnell breitet sich die Radioaktivität aus?
Newsletter vom 15.11.2013 im Newsletter-Archiv des Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
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16.11.: Störfall-Simulation • Kein Castor von Obrigheim nach Neckarwestheim! • Neckarwestheim: Zweite Emissions-Spitze • 30.11.: Großdemo in Berlin • 30.11.: Vortrag von Kazuhiko Kobayashi aus Japan • Termine
Hallo,
an diesem Samstag, 16.11.2013 um 5 vor 12 Uhr lassen wir in Neckarwestheim, an fünf weiteren Atomkraftwerken und dem Forschungsreaktor in Berlin Luftballons aufsteigen. Mit dieser Aktion untersuchen wir, wie sich radioaktive Stoffe bei einer großen Reaktorkatastrophe ausbreiten würden. Dazu brauchen wir Unterstützung im ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus: Um ein realistisches Bild zu bekommen, müssen möglichst viele Menschen darauf achten, wo der Luftballon-Fallout niedergeht und die Fundorte zurückmelden.
Alle Informationen auch auf atomalarm.info
Z.B. ständig aktualisiert die Windrichtungen an den Aktions-Standorten für Samstag laut Wettervorhersage
Aus vergleichbaren Aktionen wissen wir, dass die Ausbreitung viele hundert Kilometer betragen kann. Darum bitten wir, am 16. November (und in den Tagen danach) darauf zu achten, ob einer der Luftballons zu sehen ist und uns die Sichtung oder den Fundort mitzuteilen. Wir verbinden diese Aktion mit der Forderung an die Innenministerkonferenz im Dezember in Osnabrück, nachzuweisen, wie sie die Menschen bei einer großen Katastrophe schützen wollen. Da das nicht möglich ist, fordern wir, alle noch laufenden Atomanlagen sofort stillzulegen.
So kann man die Aktion unterstützen:
Jetzt möglichst vielen Menschen informieren,
Am Samstag
- bereiten Teams an den AKWs ab etwa 9:00 Uhr die Aktion vor - befüllen die Luftballons - und lassen die Ballons um Fünf vor 12:00 Uhr steigen. Da kann man mitmachen, aber das ist nicht das Wichtigste! - Auf der Webseite und über Facebook berichten wir am Samstag von 8:00 - 14:00 Uhr, was an den 7 Standorten läuft. (wer Kontakt zu einem der Standorte sucht: info@atomalarm.info)
Pass bloß auf:
- Am wichtigsten ist, dass möglichst viele Menschen aufpassen, welchen Weg die Ballons nehmen und wo sie niedergehen. Zur Orientierung haben wir bei allen AKWs die zu erwartende Windrichtung angegeben. Nach derzeitiger Prognose hätten etwa Augsburg, Stuttgart, Frankfurt, Hannover und Amsterdam gute Gründe besonders aufzupassen. Aber das kann sich natürlich noch ändern. Bei der Ausbreitungsgeschwindigkeit gehen wir von 15 - 20 km pro Stunde aus.
Was tun, wenn man einen Ballon findet ?
- Man kann den Fundort (ab Samstag, 14:00 Uhr) direkt im Internet eingeben. Ganz wichtig ist dabei die Codenummer, die auf der angehängten Karte steht und mit der wir Mißbrauch oder eine willkürliche Verfälschung des Ergebnisses verhindern wollen. Man kann die Karte auch ausgefüllt per Post an uns zurück schicken. Das Frankieren mit 45 ct erspart uns eine zusätzliche Nachgebühr. Danke!
Fotos von Findern und/oder Fundort
- kann man via handy@atomalarm.info direkt in unseren Flickr-Fotostream in Internet schicken. Bitte Ort angeben.
So kann man das Ergebnis verfolgen:
- Alle Fundorte werden auf einer gemeinsamen Karte auf www.atomalarm.info eingetragen. Vielleicht bekommen wir erste Rückmeldungen schon am Samstag, manche Postkarten werden uns erst nach 2 - 3 Wochen erreichen. Um sich ein vollständiges Bild zu machen, lohnt es sich also, in den nachfolgenden Wochen immer mal auf der Homepage nachzusehen.
Castoren: Keine Scheinlösungen! Radioaktivität lässt sich nicht kontrollieren
Pressemitteilung vom 13.11.2013
Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn fordert: keine Castortransporte durch das Neckartal, keine Verharmlosung der radioaktiven Belastung, eine strikte Trennung von Atomwirtschaft und Atomaufsicht, sofortiges Abschalten der Atomkraftwerke.
„Wenn Umweltministerium Baden Württemberg und Atombetreiber EnBW rein zur Kostenoptimierung Castortransporte durch das Neckartal wollen, statt das beantragte Castorlager in Obrigheim endlich in verbesserter Form zu bauen, weckt dies Zweifel an der Unabhängigkeit der beim EnBW-Besitzer, dem Land Baden-Württemberg, angesiedelten Aufsicht“, gibt Gottfried May-Stürmer vom Aktionsbündnis zu denken. „In den letzten Tagen hat die EnBW versucht, die Bevölkerung durch einen völlig unseriösen Vergleich der radioaktiven Emissionen aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim mit einem Karibikflug zu beschwichtigen, und das Umweltministerium hat diese Emissionen ebenso wie den Brennelementdefekt als ‚Normalbetrieb’ bewertet. Das weckt kein Vertrauen in die sachgerechte Beurteilung des Castorproblems.“
Jeder einzelne Castortransport, egal ob per Schiff, per Bahn oder auf der Straße, ist ein unkalkulierbares Risiko für ein riesiges Gebiet. „Neben der direkten Strahlung sorgen wir uns vor allem um das Risiko großflächiger Freisetzung stärkster Radioaktivität“ weist Monika Knoll vom Energiewende-Bündnis auf die Gefahren durch einen Unfall oder einen Anschlag hin, „dann kann niemand mehr helfen, und vorbereitet ist auch niemand“ fasst sie die Überforderung des Katastrophenschutzes und das Desinteresse der Rathäuser in der Region zusammen.
Auch nach Meinung der Initiative AtomErbe Obrigheim sind die Obrigheimer Brennelemente in dem geplanten Standort-Zwischenlager aufzubewahren. Sie fordert, dass dieses selbstverständlich nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik mit möglichst hohen Sicherheitsvorkehrungen errichtet werden soll. Das Atomgesetz sieht vor, dass der hochradioaktive Atommüll am jeweiligen Standort zwischengelagert wird, wo er entstanden ist, und so gefährliche Atomtransporte vermieden werden. Dieser Grundsatz sollte nicht ausgehebelt werden.
Franz Wagner vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn bezeichnet die geplante Zusammenlegung de Obrigheimer und der Neckarwestheimer Castoren als Scheinlösung: „Durch Hin- und Herverschieben von Atommüll wird das Problem nicht verringert. Mehr Müll auf einem Platz erhöht das Risiko eines Unglücks gewaltig. Und die Besonderheiten der Atomtunnel unter dem Gemmrigheimer Teil des GKN liegen nicht nur im unsicheren geologischen Untergrund, sondern auch in der Gefahr, dass die Castoren verschüttet werden können.“
Wäre Radioaktivität sichtbar, dann wären die AKWs sicher schon lange abgeschaltet. Um die weite Ausbreitung der Radioaktivität im Normalbetrieb und beim Super-GAU zu verdeutlichen, lassen Antiatom-Initiativen am Samstag 16.11.13 um „5 vor 12“ an 8 AKW-Standorten Luftballons steigen.
Wir bitten alle Menschen: achten Sie am Samstag und den nachfolgenden Tagen bundesweit auf Luftballonfunde und senden Sie die Karten der Ballons an die angegebene Adresse ein. Infos:
www.AtomAlarm.info
Zum zweiten Mal deutlich erhöhte radioaktive Ableitungen im AKW Neckarwestheim
Presseinformation des Bundes der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar e.V. vom 10.11.2013
Schon zum zweiten Mal während der letzten 14 Tage sind im Atomkraftwerk Neckarwestheim die Abgabewerte für Radioaktivität deutlich erhöht gewesen. Das erste Mal stieg die Strahlung am 27. Oktober um 0 Uhr auf das über zwanzigfache des Üblichen auf 7,2 Milliarden Becquerel/Stunde an. Das zweite Mal war ein ähnlicher Anstieg sogar auf 7,9 Milliarden Becquerel/Stunde am 07.11.13 um 13 Uhr zu beobachten. Dies haben Atomkraftgegner des BBMN und der Energiewende Heilbronn bei der Auswertung von Daten des Umweltministeriums Baden-Württemberg beobachtet. Während dem 25.10.13 bis 09.11.2013 war der Reaktor wegen eines defekten Brennelementes abgeschaltet gewesen. Vermutlich hat das defekte Brennelement den Primärkreislauf und letztendlich auch die Abluft kontaminiert.
Die Daten sind hier abzurufen: http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/71644/?Block=gkn2&Group=abluft
Wenn auch gesetzlich festgelegte Grenzwerte eingehalten wurden, so erfüllen beide Ereignisse uns Bürgerinitiativen mit Sorge. Jede Freisetzung von Radioaktivität ist eine Belastung der Umwelt und erhöht das schon bestehende Strahlenniveau in der Umwelt. Außerdem beziehen sich die veröffentlichten Werte nur auf die Freisetzung von radioaktiven Edelgasen.
Offen bleibt, ob noch andere radioaktive Partikel, etwa Alphastrahler, während der beiden Emissionsspitzen vom Luftstrom mitgerissen wurden. Eingeatmet oder verschluckt kann schon ein kleines Alphateilchen zum Tod führen. Alphastrahler werden aber bei der
Edelgasmessung nicht erfasst.
Die Messung von Alphastrahlern erfolgt nach der kerntechnischen Regel KTA 1503.1: http://www.kta-gs.de/d/regeln/1500/1503_1.pdf
Darin ist festgelegt, dass zum Nachweis von Alphastrahlern vierteljährlich Mischproben aus Schwebstofffiltern ausgemessen werden, durch die ein Teilluftstrom der Abluft geleitet wird. Der Teilluftstrom sollte ein tausendstel der gesamten Abluft nicht unterschreiten. Im Umkehrschluss heißt das, dass 99,9 % der Abluft nicht auf Alphastrahler untersucht werden muss.
Von daher darf jetzt keine Entwarnung gegeben werden. Es ist wieder deutlich geworden: Atomkraftwerke sind keine geschlossenen Systeme. Auch im Normalbetrieb und bei Reparaturen wird Strahlung frei. Nicht alles kann lückenlos gemessen werden!
Neckarwestheim II stand während der Revision vom 21.09.13 bis 12.10.13 und während des Austausches des defekten Brennelementes vom 25.10.13 bis 09.11.13 still. Das sind 38 Tage. In dieser Zeit sind die Lichter nicht ausgegangen. Die Stromversorgung Baden-Württembergs war gesichert. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim ist unnötig und muss sofort abgeschaltet werden.
Wir haben die aus Baden-Württemberg stammenden Mitglieder der Arbeitsgruppe Energie bei den Koalitionsverhandlungen
- Thomas Bareiß CDU
- Andreas Jung CDU
- Peter Friedrich SPD
angeschrieben, den beschriebenen Sachverhalt erklärt und appelliert: Energiewende vollenden: Neckarwestheim und alle noch laufenden Atomkraftwerke sofort abschalten!
Im übrigen vergleiche auch die Hintergrundinformationen unserer Mitgliedsinitiative „Energiewende Heilbronn“: /index.php?neckarwestheim-starker-anstieg-der-radioaktiven-emissionen-aus-dem-akw-durch-brennelement-defekt
Mit freundlichen Grüßen
Wolfram Scheffbuch
BBMN e.V.
1. Vorsitzender
Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!
Bundesweite Großdemo in Berlin von Bürger-Energie-Genossenschaften, Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen, ...
Die Energiewende ist eine riesige Chance, beim Klimaschutz ernst zu machen, Atomkraft abzuschalten, den Stromkonzernen den Stecker zu ziehen und für eine Energieversorgung in Bürgerhand zu sorgen. Genau deshalb setzen Eon, RWE, Vattenfall und Co. alles daran, dass eine neue Bundesregierung die Energiewende zurückdreht.
Jetzt müssen wir eine Energiewende in Bürgerhand durchsetzen. Gelingt dies, so kann es zum Vorbild für andere Staaten werden. Und zum hoffnungsvollen Signal an die Länder des Südens, die bisher unter den Folgen deutscher Energiepolitik zu leiden haben.
Mehr Informationen zur Veranstaltung unter www.energiewende-demo.de
Mehrere Energiewende-Aktive aus Heilbronn werden zu dieser Großdemo nach Berlin fahren. Wir freuen uns über weitere Unterstützung! Gerne Kontakt aufnehmen: kontakt@energiewendeheilbronn.de
Vortrag von Kazuhiko Kobayashi aus Japan
Am Samstag, 30.11.2013 findet um 17 Uhr in der GenussWerkstatt (Rauchstraße 3, Heilbronn) ein spannender Vortrag statt.
Herr Kazuhiko Kobayashi aus Japan, der früher in Deutschland lebte, hat nach Fukushima schon mehrere Vortragsreisen durch europäische Länder gemacht. Wir freuen uns sehr, dass es jetzt gelungen ist, ihn für einen Vortrag in Heilbronn zu gewinnen.
Erneut war Herr Kobayashi dieses Jahr in zahlreichen Orten in der Präfektur Fukushima. Gemeinsam mit einem deutschen Journalisten aus dem Wendland besuchte er Städte wie Kooriyama, Fukushima, Namie-cho, Soma, Minami-Soma, Iwaki usw. Er hat während dieser Reise in Japan zahlreiche Opfer und Zeitzeugen in Hiroshima und Fukushima interviewt, aber auch Ärzte, Wissenschaftler, Journalisten, Künster usw. Als Augenzeuge berichtet er von der aktuellen Situation vor Ort.
Eintritt 4€ / Ermäßigt 1€
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Termine • Details zu den Terminen
• Sa, 16.11.: "Störfall-Simulation" - bundesweit gleichzeitige Luftballon-Aktion, Neckarwestheim
• Di, 19.11.: EnerGeno-Treffen, Heilbronn
• Sa, 30.11.: Leben nach dem Super-GAU: Vortrag von Kazuhiko Kobayashi aus Japan, Heilbronn
• Sa, 30.11.: Bundesweite Großdemo: Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!, Berlin
• So, 01.12.: Sonntagsspaziergang Neckarwestheim
• Mi, 11.12.: Energiewende-Treffen, Heilbronn
• Di, 17.12.: EnerGeno-Treffen
• So, 09.03.: 3 Jahre Fukushima - Demo in Neckarwestheim
Wir freuen uns über Kommentare und Anregungen zu diesem Newsletter und unserer Arbeit
Sonnige Grüße
Daniel vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
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Diese E-Mail ging an alle Mitglieder im Verteiler des Aktionsbündnisses Energiewende Heilbronn (www.energiewende-hn.de).